Helmut Roth und Manuel Hermanns sind zwei von vielen ehrenamtlich tätigen Menschen, die einen Spieltag in der Fußball-Kreisliga überhaupt erst ermöglichen. Als Betreuer beim TSV Kleinglattbach sorgen sie im Hintergrund dafür, dass gespielt werden kann.

Kleinglattbach. Sonntag, 11 Uhr: Während die einen noch die letzten Kirchenlieder trällern und die anderen schon dabei sind, den Sonntagsbraten vorzubereiten, stehen Helmut Roth und Manuel Hermanns bereits auf dem Fußballplatz des TSV Kleinglattbach. Noch zwei Stunden bis zum Anpfiff des Spiels der Reserve, noch vier Stunden bis zur Partie der ersten Mannschaft. „Da gibt es noch einiges zu tun“, erklärt Roth und zeigt stolz die Schiedsrichterkabine. Als Schiedsrichter weiß der 62-Jährige, was die Unparteiischen brauchen und hält den Raum dementsprechend in Ehre. Es geht jedoch auch schon weiter.

Der Sanitätskoffer muss genauso gerichtet werden wie der Eiskoffer, den die Betreuer kurz vor dem Spiel bereit machen, um die Fußballer während des Spiels behandeln zu können.„Wichtig ist es auch, die Mannschaftsaufstellungen einzutragen“, erklärt Hermanns, der vor allem bei der zweiten Mannschaft des TSV mithilft. „Da müssen dann nicht nur die Spieler, sondern auch der Trainer oder die Ordner eingetragen werden.“ Auch das gehört zum Aufgabenbereich all der Männer, die den Verein im Hintergrund am Laufen halten. Außerdem müssen Getränkeflaschen gefüllt, Bälle aufgepumpt und vorbereitet und Eckfahnen eingesteckt werden. Vor dem Spiel müssen Roth und Hermanns zudem neben der Mannschaft den Schiedsrichter betreuen. Auch bei Auswärtsspielen sind die Kleinglattbacher immer dabei.Jeder Spieler hat seine eigene Trikots, das ist nicht Aufgabe der Betreuer„Nur an eines müssen wir nicht denken“, sagt Roth. „An die Trikots. Die waschen und bringen die Spieler selbst mit.“ Eine Besonderheit beim TSV Kleinglattbach, die aber durchaus Sinn ergibt, wie Hermanns erklärt: „Jeder hat seine eigenen Trikots mit der gleichen Nummer. Dann gibt es keine Streitereien oder Verwechslungen. Und dadurch, dass jeder selbst für seine Kleidung verantwortlich ist, spart sich der Verein Geld – und wir uns Arbeit.“Sein Trikot habe bisher noch nie jemand vergessen, ergänzt Roth, der bereits seit 55 Jahren im Verein ist. Liegen bleibe jedoch in der Kabine nach der Partie öfter mal gerne was. „Da kann es dann auch mal sein, dass das Kleidungsstück bei der Weihnachtsfeier wiederauftaucht und versteigert wird“, lacht Hermanns. Die alljährliche Versteigerung sei jedoch von den Spielern ausgegangen, die jedes Mal für ihre Mannschaftskameraden hatten mitdenken müssen. „Dann werden die Shirts für zehn, zwölf Euro versteigert und gut ist“, ergänzt der Technische Leiter, der bei der Firma Wennberg in Vaihingen beschäftigt ist.Hermanns ist mehr durch Zufall denn durch fußballerische Vergangenheit zu seinem Job als Betreuer gekommen. „Vor zwei Jahren habe ich meinem Kumpel Rocco Velardi, der beim TSV spielt, ein paar Mal hier zugeschaut. Da fragte die Frau des damaligen Abteilungsleiters Peter Seyb ihren Mann, wer ich eigentlich sei. So kamen wir ins Gespräch und da er einen Betreuer für die zweite Mannschaft suchte und man ihm keinen Wunsch abschlagen kann, fing ich damit an“, berichtet Hermanns. Inzwischen ist er zwar Abteilungsleiter, doch das hält ihn nicht davon ab, sein Amt als Betreuer so ganz an den Nagel zu hängen.Auch Roth ist erst vor vier Jahren als Betreuer beim TSV Kleinglattbach eingestiegen, als ihn ebenfalls Seyb fragte, ob er nicht Lust habe, ihn als Betreuer zu unterstützen. „Ich jedoch, im Gegensatz dazu, bin insgesamt schon 55 Jahre im Club“, erzählt der 62-Jährige, der hauptberuflich in der Behindertenwerkstatt der Lebenshilfe Pforzheim in Lomersheim arbeitet. „Hier wie dort ist mir der Umgang mit Menschen wichtig. Ich will etwas zurückgeben. Schließlich habe ich hier schon als kleiner Bub gegen den Ball getreten und kenne hier jeden. Das ist wie eine Familie“, beschreibt er das Verhältnis zu seinem Verein.Das bestätigt auch Hermanns, der nur bis zur C-Jugend Fußball gespielt hat: „Ich unterhalte mich hier jede Woche mit jemand anderem und es gibt keinen, bei dem ich sagen würde, mit dem würde ich mich nicht mehr unterhalten.“Ihr Antrieb? „Ganz klar: zu gewinnen“, erklärt Roth. Und Hermanns ergänzt: „Unser Ziel ist es, mit guter Arbeit ein besseres Ergebnis zu erreichen. Denn die drei Punkte der Mannschaft sind auch unsere drei Punkte.“ Das spiegele sich auch im Feedback der aktiven Fußballer wieder. „Die Spieler bedanken sich auch öfter für unsere Arbeit und fragen nach, ob sie uns irgendwie behilflich sein können“, sagt Hermanns. Und nach Niederlagen haben die Betreuer oft das Gefühl, den Spielern täte es fast leid, verloren zu haben. „Wir sind ja den ganzen Tag auf dem Platz, also spielen sie in gewisser Weise auch für uns, die im Hintergrund tätig sind“, erklärt der Technische Leiter. Gründe, nicht für den TSV da zu sein, gibt es praktisch nicht Dass es Tage gibt, an denen die beiden keine Lust haben, auf den Platz zu gehen, erleben die zwei quasi nicht. „Nur an eine Situation kann ich mich erinnern. Das war in der vergangenen Saison beim Auswärtsspiel beim TSV Häfnerhaslach. Da hat es den ganzen Tag geschüttet. Ich war noch in der ersten Halbzeit Linienrichter gewesen. Doch in der Halbzeit habe ich dann zu Peter Seyb gesagt, dass ich jetzt nach Hause fahre. Ich war von oben bis unten durchnässt und hätte mir so nur eine Erkältung eingefangen“, erinnert sich Roth.An jedem verdammten Sonntag, wie es in einem Filmklassiker heißt, von morgens bis abends auf dem Platz zu stehen, kann sich wohl kaum jemand vorstellen, der verheiratet ist. „Bei mir ist das schon mal kein Problem“, klärt Roth auf. „Ich bin seit einigen Jahren geschieden. Auf mich wartet keiner zu Hause und meine Kinder sind alle schon längst aus dem Haus.“Der E-Jugend-Trainer des TSV Kleinglattbach, Hermanns, hat es ähnlich einfach. „Meine Frau ist mir zu Liebe ebenfalls Trainerin bei der E-Jugend. So verbringen wir viel Zeit zusammen und auch sonntags ist es kein Problem, wenn ich unterwegs bin. Das ist schon ein Riesenvorteil.“ Neulich erst habe sie an einem Trainingstag ihrer Schützlinge Geburtstag gehabt. „Da hat sie aber darauf bestanden, zum Training zu gehen. Und als ich sie im Anschluss zum Essen einladen wollte, hat sie mir zu Liebe verneint und wir haben uns das Pokalspiel der Männer angeschaut“, zeigt sich der Kleinglattbacher dankbar. Und so machen die Betreuer hinter den Kulissen ihre sonntägliche Arbeit weiter. Von Woche zu Woche. Von Spiel zu Spiel. Und das, ohne die große Aufmerksamkeit zu erhalten. Dabei sie sind diejenigen, die den Spieltag überhaupt erst ermöglichen.

Quelle: VKZ v. 17.10.20