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Wenn der Torwart die Nummer 10 sein will
Lieblingsspieler, Freundin, Position – Fußballer beim Vaihinger Stadtpokal haben ganz unterschiedliche Gründe für ihre Rückennummern
In der Geschichte des Fußballs gab es immer wieder besondere Beziehungen zwischen Spielern und ihren Rückennummern. Oft hat die Nummer einen besonderen Stellenwert. Auch im Raum Vaihingen ist das der Fall, wie eine Spurensuche im Rahmen des Stadtpokals zeigt.
Aurich. Wohl kaum eine Nummer wurde von so vielen Fußball-Weltstars getragen, wie die Rückennummer 7. Angefangen bei George Best in den 1960er- und 70er-Jahren bei Manchester United und Berti Vogts für Deutschland bei der WM 1970, über David Beckham, Luis Figo und Raul bis hin zu Bastian Schweinsteiger und Cristiano Ronaldo. Beim alten und neuen Stadtpokalsieger TSV Kleinglattbach ist die Nummer 7 seit Jahren an Philipp Gutjahr vergeben. „Ich habe mir die Nummer irgendwann in der D- oder C-Jugend gesichert“, berichtet der Mittelfeldspieler. Die Wahl der Nummer lag für den damaligen Teenager klar auf der Hand. „Als Kind fand ich Mehmet Scholl richtig gut. Seine Spielweise und Freistöße haben mir sehr gefallen. Nur wegen ihm bin ich damals Fan vom FC Bayern geworden und wollte auch die Nummer 7 haben“, erklärt Gutjahr. Generell gibt es beim TSV innerhalb der Stammmannschaft eine feste Nummernverteilung, die jeweils vor der Saison stattfindet. Dabei gelang es Gutjahr bisher seine Nummer jedes Jahr aufs Neue erfolgreich zu verteidigen, trotz einiger Angriffe. „Es gab schon ein paar Neuzugänge, die auch gern die 7 gehabt hätten, aber bisher hat es immer geklappt, dass ich sie behalte. Wahrscheinlich, weil ich schon so lange im Verein bin“, freut sich das Kleinglattbacher Eigengewächs. Die Verbindung von Gutjahr zur Nummer 7 ist so groß, dass sie der 26-Jährige sogar auf seinem Autokennzeichen präsentiert.
Die 25 auf dem Rücken des Vaihinger Torwarts erinnert an ein Datum
Auch Fabrizio di Secli trägt seine Rückennummer mit Stolz. Der Torwart vom VfB Vaihingen hat nicht wie die meisten seiner Kollegen zwischen den Pfosten die 1 auf dem Rücken, sondern seit vier Jahren die Nummer 25. „Ich bin am 25. Mai 2013 mit meiner Freundin zusammen gekommen. Und seither habe ich mein eigenes Trikot mit der 25“, erklärt Di Secli. Auch einige seiner Mannschaftskollegen haben ihre festen Nummern, andere wechseln immer wieder. In der Regel wird die Einteilung dabei von Trainer Goran Musura vorgenommen. „Ich habe als linker Außenverteidiger immer die Nummer 3, aber eine besondere Bedeutung hat das für mich nicht“, sagt Nico Müller.
Anders sieht es beim TSV Enzweihingen, bei dem es auffällig viele hohe Nummern gibt. So sind bei der Mannschaft von Trainer Rico Scheurich unter anderem die Nummern 52, 94 und 97 bis 99 vergeben. Die 99 trägt Stürmer Kerim Gür. „Eigentlich hatte ich immer die 9, aber nachdem ein Kumpel von mir zum TSV gewechselt ist und die gerne wollte, habe ich sie ihm überlassen und dafür die 99 genommen. Jetzt habe ich halt zweimal die 9“, erzählt Kerim Gür. Das ist aber nicht die Einzige Begründung. „Mein Lieblingsspieler Ümit Karan hatte bei Galatasaray auch die 99“, ergänzt der 24-Jährige. Sebastian Sabo (94), Daniel Golchert (97) und Enes Gür (98) tragen ihre Jahrgänge als Nummer. Insgesamt hat jede Nummer beim TSV eine Bedeutung. „Es gab jetzt keinen Spieler, der einfach irgendwas genommen hat. Jeder hat vor Saisonbeginn seine Lieblingsnummer aufgeschrieben und dann haben wir das harmonisch besprochen und verteilt“, berichtet Kerim Gür und erklärt die weiteren hohen Nummern. „In der Türkei werden die Regionen auf dem Autokennzeichen nicht mit Buchstaben, sondern Zahlen von 1 bis 80 abgekürzt. Einige der türkischen Spieler haben dadurch auch ihr Herkunftsgebiet als Rückennummer.“
Ganz klassisch geht es dagegen beim Beinahe-Bezirksligisten SV Riet zu. „Wir haben den schwarzen Trikotsatz von 1 bis 18 durchnummeriert. Da hat schon jeder seine feste Nummer, worüber aber wir als Trainer entscheiden“, sagt Spielertrainer Sinan Yilmaz. Er und Pasquale Arena orientieren sich dabei an den jeweiligen Positionen. „Die Innenverteidiger bekommen die 4 und 5, die Außenverteidiger 2 und 3 und die offensiven Außen 7 und 11“, berichtet Yilmaz. Abweichungen gibt es nur aufgrund der Größe. „Ab der Nummer 15 sind die Trikots in XL. Da muss dann zur Not ausgewichen werden“, schmunzelt der Spielertrainer. Für ihn selbst ist die Nummer nicht wichtig. „Ich nehm immer die, die übrig bleibt. Zu Saisonbeginn war es mal die 8, am Ende dann die 14.“
Ähnlich geht es auch Thomas Renz von der SGM Roßwag/Mühlhausen: „Zu meiner Nummer fällt mir nur der Spruch ‚Kein Mensch, kein Tier, unsere Nummer 4’ ein. Eine besondere Bedeutung hat sie aber nicht für mich.“ Einige seiner Mannschaftskameraden tragen seit Jahren die gleiche Nummer. „Aufgrund des Zusammenschlusses musste der ein oder andere vor der Saison seine Nummer abgeben. Wir haben das aber harmonisch geklärt, denn es gibt Wichtigeres als die Trikotnummer“, sagt Renz. Eine heiße Diskussion wurde aber vor einigen Jahren von Sebastian Wachter ausgelöst. „Er hätte als Torwart gerne die Nummer 10 bekommen, weil er sich für den größten Spielmacher der Mannschaft hielt, was aber gar nicht stimmt. Darüber hat er mit dem damaligen Trainer Jörg Rieger gesprochen, hat das aber nicht durchsetzen können.“
Weil er am meisten gefoult wurde, hat Michael Mahler die 10 beantragt
Michael Mahler ist es dagegen beim TSV Ensingen gelungen, sich die Nummer 10 zu sichern, allerdings als Feldspieler. „Die 10 war früher meine Wunsch- und Traumnummer. In den ersten fünf meiner bisher acht Jahre in Ensingen hatte sie auch fest“, berichtet Mahler und liefert eine überraschende Begründung. „Mir ist aufgefallen, dass in der Bundesliga der Spieler mit der 10 oft der am meisten gefoulte Mann ist. Weil das bei mir in der Jugend und zu Beginn der Aktivenzeit auch der Fall war, habe ich die Nummer für mich übernommen.“ Inzwischen sieht es der Mittelfeldspieler entspannter. „Im Moment bin ich nicht mehr so scharf darauf, auch wenn ich sie beim Stadtpokal wieder getragen habe. Die Verteilung variiert von Trainer zu Trainer. Siegfried Blum stellt meistens positionsorientiert von 1 bis 11 auf.“
Auch beim FC Gündelbach nimmt der Trainer die Einteilung vor. „Das mache ich, wie ich gerade Lust und Laune habe“, sagt Rafael Krupop. Nur die Nummern 1 und 8 lässt er grundsätzlich außen vor. „Das waren jahrelang die Nummern von Reinhold Hirschle und Andreas Bahmer. Das sind FCG-Legenden, deshalb werden diese Nummern nicht mehr vergeben“, erklärt Robin Bahnmaier.
Ganz entspannt ist man beim Stadtpokal-Gastgeber TSV Aurich. „Wir haben die ganze Saison über unsere festen Nummern, sehen das aber nicht so verbissen“, sagt Christian Vogel. Eine absolute Seltenheit in der Kreisliga hatten die Auricher aber bis zum vergangenen Jahr. Neben Vereinsname und Nummer trugen die Auricher Spieler auch den eigenen Namen auf dem Rücken. „Unser Trainer damals hatte die Idee, damit wir uns von der Masse abheben. Und wenn wir das spielerisch schon nicht können, haben wir da natürlich zugestimmt“, berichtet Vogel. „Seit dem neuen Trikotsponsor haben wir jetzt aber entschieden, wieder ohne Namen zu spielen.“
Quelle: VKZ v. 27.06.2017