Für Enzweihingen dauert Spiel fünf Minuten zu lang

Kleinglattbach macht 3:1-Sieg durch zwei Treffer erst in Schlussphase perfekt – Gäste mit diszipliniertem Auftritt

Der TSV Enzweihingen ist beim TSV Kleinglattbach knapp an einem Punkt vorbeigeschrammt. Erst in der Schlussphase machten die Gastgeber den 3:1 (1:1)-Sieg perfekt. Davor hatten sie es vor allem Torwart Rocco Velardi zu verdanken, dass die Partie in der ersten Halbzeit nicht schon zu Gunsten der Enzweihinger entschieden war.

Kleinglattbach. Nach rund einer Viertelstunde des Kreisliga-A-3-Stadtderbys zwischen dem TSV Kleinglattbach und dem TSV Enzweihingen hatte Rocco Velardi eigentlich schon die Nase voll. Der 38-Jährige, der nach der Verletzung von Tobias Linder seine Torwarthandschuhe wieder angezogen hat, trat bei einem Abstoß halb in den Rasen, so dass der Ball es nicht einmal bis zur Mittellinie schaffte und direkt am Fuß eines Enzweihingers landete. Kurz darauf wandte sich der Schlussmann an Trainer Klaus Arnold an der Seitenlinie: „Klaus, wechsel’ mich aus. Ich fühle es heute nicht.“

Wenig später wurde er zum wichtigen Rückhalt seiner Mannschaft. Zwar war er beim Gegentor von Cihat Aytac noch machtlos (18. Minute). Fatih Arslan hatte Mathias Geiger an der Torauslinie ausgetanzt und die Flanke direkt auf den Kopf von Aytac serviert, der fünf Meter vor dem Tor komplett frei stand. Der Kopfball ging allerdings noch direkt auf Velardi, der das Spielgerät aufgrund der kurzen Distanz jedoch nicht festhalten konnte. Im Nachfassen drückte Aytac den Ball dann durch die Hosenträger des Kleinglattbacher Schlussmanns über die Linie. Doch danach hielt Velardi mit einer Parade nach der anderen die Gastgeber im Spiel. Nur drei Minuten nach dem 0:1 rettete er im Eins-gegen-eins zunächst gegen Kerim Gür. Und den Nachschuss von Steffen Roßmann aus dem Halbfeld faustete er mit einer Flugeinlage über die Latte (21.). „Diese Rettungstat in Volleyballmanier hat er wohl gebraucht, um richtig aufzuwachen“, erklärt Kleinglattbachs Trainer Arnold. Und auch gegen Arslan wiederum nur fünf Minuten später war Velardi auf dem Posten, nachdem der Enzweihinger Rechtsaußen Innenverteidiger Philipp Gutjahr mit einer Körpertäuschung ins Leere hatte laufen lassen (26.). In der 41. Minute war Velardi dann aber bei einem Schuss von Felix Frommer schon geschlagen. Doch einen Meter vor der Linie klärte Florian Rother für seinen Schlussmann. „In der ersten Halbzeit müssen wir eigentlich den Sack zumachen. Chancen haben wir zur Genüge gehabt“, ärgert sich Enzweihingens Trainer Xhavit Halilaj.

Die Kleinglattbacher taten sich dagegen sehr schwer bis zum Seitenwechsel. „Die Enzweihinger waren aggressiver“, zollt auch Arnold den Gästen Respekt. „Wirt haben zu lange gebraucht, bis wir reingekommen sind. Vielleicht sollte ich in der Kabine vor dem Spiel mal einen Böller loslassen, damit die Jungs wach sind.“ Das Spiel der Gastgeber war sehr statisch. Überraschende Momente oder ein Pass in die Tiefe, damit mal etwas Geschwindigkeit reinkam, suchte man vergebens. An den schnellen Flügeln Julian Trostel und Andre Aisenbrey lief die Partie komplett vorbei. Dazu vertändelten die Gastgeber den Ball schon oft im Spielaufbau. Die Enzweihinger agierten allerdings auch sehr diszipliniert, verschoben gut und stellten immer wieder die Räume zu. Vor allem Steffen Roßmann war fast überall in der defensiven Schaltzentrale zu finden. Und vorne wussten sie die Schnelligkeit ihrer Offensivspieler, vor allem von Arslan und Aytac, geschickt zu nutzen. „Es ist schwer, wenn sich der Gegner hinten reinstellt. Da spielen wir zu überhastet. Ruhe am Ball und trotzdem Tempo – daran müssen wir noch arbeiten“, erklärt Arnold.

Bezeichnend war, dass auch der Ausgleich für die Kleinglattbacher zum einen durch einen Standard und zum anderen durch ein Eigentor gefallen ist. In der 36. Minute brachte Alex Schray einen Freistoß von der linken Außenbahn in den Strafraum. Kevin Seitz versuchte, den Ball wegzuköpfen. Doch das Spielgerät rutschte dem Enzweihinger Rechtsverteidiger über den Scheitel, wurde immer länger und schlug im langen Eck ein.

Auch nach dem Seitenwechsel gehörte die erste Chance den Gästen. Direkt nach Wiederanpfiff schickte Enes Gür Aytac in die Tiefe. Dessen Hereingabe bekamen die Kleinglattbacher nicht weg. Doch der Schuss von Roßmann ging weit drüber (46.). „Wenn wir da das 2:1 erzielt hätten, wäre die Partie ganz anders ausgegangen“, ist sich Halilaj sicher. Knapp zehn Minuten später war Velardi erneut auf dem Posten, nachdem Hami Atalay Kerim Gür in die Tiefe geschickt hatte (55.). Und nach einem Rückpass von Dominik Bahmer direkt in den Lauf von Aytac musste Geiger Kopf und Kragen riskieren, um den Fehler auszubügeln (78.).

Ansonsten spielten aber fast nur noch die Gastgeber. Doch selbst beste Chancen ließen sie aus. So köpfte Marc Hahn nach einer Flanke von Rother nach 51 Minuten unbedrängt aus sechs Metern daneben. „Mario Gomez, oder was?“, höhnten die eigenen Fans. Die beste Gelegenheit hatte Niklas Götz. Nach einer Flanke von Thomas Haupt verschätzte sich ein Enzweihinger, so dass Hahn für Julian Trostel auflegen konnte. Der Kleinglattbacher Linksaußen verlor aber die Kontrolle über den Ball, als er ihn sich auf links legen wollte. Doch da stand Götz, der jedoch aus spitzem Winkel an Torwart Marco Massa scheiterte (62.).

So erlösten erst Leon Ellwein und Kevin Rückert die Kleinglattbacher. In der 88. Minute legte Trostel eine lange und hohe Flanke von Aisenbrey am langen Pfosten per Kopf zurück in die Mitte, wo Ellwein den Ball über die Linie drückte. Und Rückert vollstreckte eine Hereingabe von Aisenbrey in der Nachspielzeit, nachdem Rother Aisenbrey tief geschickt hatte (90.+6). „Am Ende hat uns die letzte Konsequenz gefehlt. Vor dem 1:2 dürfen wir Andre Aisenbrey nicht so flanken lassen“, hadert Halilaj. Und sein Gegenüber Arnold freut sich: „Dass wir zurückgekommen sind, zeigt, dass die Moral stimmt. Und besonders geil ist, dass die Tore zwei Einwechselspieler geschossen haben.“

TSV Kleinglattbach: Rocco Velardi – Thomas Haupt, Philipp Gutjahr, Mathias Geiger (81. Roland Bock), Niklas Götz, Alex Schray (76. Kevin Rückert), Florian Rother, Andre Aisenbrey, Dominik Bahmer, Julian Trostel, Marc Hahn (70. Leon Ellwein).

TSV Enzwiehingen: Marco Massa – Kevin Seitz (67. Sebastian Sabo), Felix Frommer, Tom Trostel, Enes Gür, Steffen Roßmann, Tomas Karabas, Fatih Arslan (90.+1 Fatmir Umeri), Hami Atalay (63. Dennis Brabanski), Kerim Gür, Cihat Aytac.

Tore: 0:1 Cihat Aytac (18.), 1:1 Kevin Seitz (36./Eigentor), 2:1 Leon Ellwein (88.), 3:1 Kevin Rückert (90.+6).

Spieler des Tages: Rocco Velardi (TSV Kleinglattbach), Steffen Roßmann (TSV Enzweihingen).

Schiedsrichter: Andreas Hofmann.

Zuschauer: 80.

Quelle: VKZ v. 12.11.2018